Die Melde- und Informationsstelle Antiziganismus Hessen veröffentlicht ihren zweiten Jahresbericht mit 159 dokumentierten antiziganistischen Vorfällen für Hessen im Jahr 2024
Am heutigen Donnerstag, 05.06.2024 wurde der Jahresbericht der Melde- und Informationsstelle Antiziganismus Hessen (MIA Hessen) mit dem Schwerpunkt „Antiziganismus und Bildung“ auf der Landespressekonferenz in Wiesbaden vorgestellt.
Es wurden 159 Vorfälle von Antiziganismus für das Jahr 2024 in Hessen dokumentiert.
Im Vergleich zum Jahr 2023 ist das eine Steigerung von rund 40%.
Am häufigsten, mit 57%, wurden Menschen antiziganistisch beleidigt bzw. verbal stereotypisiert. Besonders häufig haben wir antiziganistische Vorfälle in den Lebensbereichen Wohnen und Bildung verzeichnet. Im Schwerpunktbereich Bildung betrafen die meisten Meldungen Schulen oder den Schulkontext. Dabei sind Lehrer*innen besonders oft involviert. Entweder sind sie selbst für den antiziganistischen Vorfall verantwortlich oder sie schreiten bei Vorfällen unter Schüler*innen nicht angemessen ein. Das heißt, an vielen hessischen Schulen, explizit an denen, von denen wir Meldungen erhalten haben, werden antiziganistische Vorfälle zumindest geduldet, ihr antiziganistischer Gehalt geleugnet oder nicht als solcher erkannt.
Joachim Brenner, Projektleiter von MIA Hessen und Vorstandsmitglied des Förderverein Roma, sagt:
„Der Jahresbericht 2024 der Melde- und Informationsstelle Antiziganismus Hessen weist eine eklatante Erhöhung der Fallzahlen aus. Konkret heißt das, dass Beleidigungen, Bedrohungen, Benachteiligungen, Ausgrenzungen gegenüber Roma und Sinti am Arbeitsplatz, in der Öffentlichkeit, in der Schule, im Alltag nicht nur weiterhin bestehen, sondern zugenommen haben. Eine alarmierende Entwicklung, der entschieden entgegengetreten werden muss.“
Rinaldo Strauß, ebenfalls Projektleiter von MIA Hessen und stellvertretender Geschäftsführer des hessischen Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma, mahnt:
„Für das Jahr 2024 wurden 159 antiziganistische Vorfälle dokumentiert. Jeder Fall ist ein Fall zu viel. Wie fragil unsere Demokratie derzeit ist, zeigen die erschreckenden Ergebnisse des Berichts. Aber sie zeigen auch die Notwenigkeit auf, dass wir uns in einer demokratischen Gesellschaft in allen Bereichen gegen Antiziganismus einsetzen müssen, denn echte Demokratie bedeutet auch Minderheitenschutz.“
Wir fordern, dass die Verfolgungsgeschichte von Sinti und Roma und die Strukturen des gegenwärtigen Antiziganismus an Schulen und Universitäten ein verpflichtender Bestandteil der Lehrpläne wird. Zudem müssen betroffene Schüler*innen vor Antiziganismus an Schulen geschützt werden. Der Betroffenenschutz muss oberste Priorität haben.