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Melde- und Informationsstelle Antiziganismus MIA veröffentlicht Bericht zu Antiziganismus im deutschen Bildungssystem

 

Das Menschenrecht auf Bildung wird in Deutschland für Personen, die von Antiziganismus betroffen sind, systematisch und rassistisch fundiert eingeschränkt. Darüber hinaus ist strukturelle und institu­tionelle Diskriminierung von Sinti und Roma eine alltägliche Realität im deutschen Bildungs­bereich. Dies geht aus einem Monitoringbericht hervor, den die Melde- und Informationsstelle Antiziganismus MIA am 2. April 2025 veröffentlicht hat.

In dieser Studie wurden die 484 seit dem Jahr 2023 bei MIA gemeldeten Fälle im Bildungsbe­reich analysiert. Die Auswertung zeigt ein erschreckendes Ausmaß der verbalen und physischen Angriffe, Bedrohungen und Beleidi­gungen, denen sowohl deutsche Sinti und Roma als auch zugewanderte und geflüchtete Roma aus­gesetzt sind. Die Verursacher*innen sind Mitschüler*innen, Lehrkräfte, Kita- und Schul­leitungen, Erzieher*innen, Sozialarbeiter*innen und Beschäftigte in Behörden.

„Die Folge ist eine systematische Benachteiligung von Angehörigen der Minderheit. Diese zeigt sich zum einen in der Segregation. Es kommt zu ungerechtfertigten Zuweisungen auf För­derschulen, ohne dass die Kinder und Jugend­lichen einen Förderbedarf aufweisen. Auch der Verweis in bundesweit etablierte „Willkommensklassen“ ist für junge zugewanderte Roma ein Segregationselement“, fasst MIA-Geschäftsführer Dr. Guillermo Ruiz die Ergebnisse der Studie zusammen.

Zum anderen müssen die Kinder von zugewan­derten oder geflüchteten Roma oft überpropor­tional lange warten, bis sie überhaupt einen Platz in einer Schule oder einer Kita erhalten. MIA erreichten mehrere Meldungen, dass geflüchtete schul­pflichtige Roma aus der Ukraine, wenn sie über­haupt Zugang zum Schulunterricht erhielten, separat von geflüchteten ukrainischen Kindern der Mehrheitsgesellschaft unterrichtet worden sind.

„Die bei MIA gemeldeten Vorfälle lassen darauf schließen, dass Schulen und Kitas für Kinder und Jugendliche aus der Minderheit oft ein feindseliges Umfeld sind. Auch dies erschwert den Bildungserfolg der jungen Menschen“, erklärt Dr. Guillermo Ruiz. An­tiziganismus wird vom Lehrpersonal und der Schulleitung oft nicht ernstgenommen und verleugnet. In einigen Fällen sind sie sogar die Ver­antwortlichen für die Taten.

„MIA verurteilt diese antiziganistische Diskriminierung und fordert Bildungsgerech­tigkeit und Chancengleichheit im deutschen Bildungssys­tem, das Ende der antiziganistischen Segregation sowie die Implementierung von Instrumenten zur Bekämpfung von Diskriminierung an Schulen“, so Dr. Guillermo Ruiz. Beispiele hierfür seien die Errichtung eines unabhängigen Beschwerdesystems, um Opfern von Rassismus an Schulen Beratung zu bieten, der Ausbau von Sensibilisierungsprogrammen für Pädagog*in­nen, Schulpersonal und Behörden in Bezug auf Antiziganis­mus und der Einsatz, bei Bedarf, von Bildungsberater*innen, die die gleich­berechtigte und diskriminierungsfreie Teilhabe von Sinti und Roma im öffentlichen Bildungs­wesen sicherstellen.

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